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Bad Mergentheim IV - SC Leimen 1,5:6,5

Das Leimener Gastspiel im weiten Bad Mergentheim endet mit einem erneuten Sieg.

Ähnlich wie in Buchen profitierte der Gastgeber von einer Handschuhsheimer Spielabsage und konnte etwas stärker antreten als sonst, während der SC krankheitsbedingt kurzfristig nur mit 7 Mann antreten konnte. Dennoch waren die Gäste von der DWZ her Favorit.

Das kampflose Brett egalisierte der an Brett 2 spielende Jonathan Geiger; mit den schwarzen Steinen spielend profitierte er ausgangs der Eröffnung von einem groben Übersehen seines Gegners, der mit einem taktischen Kniff rechtfertigen wollte, seinen Läufer en prise stehen zu lassen, doch dabei einen Zug zu kurz dachte. Es wurde noch etwas weiter gespielt, aber der glatte Figurengewinn erwies sich alsbald als entscheidend.

An Brett 5 hielt sich Peter Rösch mit Weiß gegen seinen jungen Widersacher schadlos. Nach einigem Fingerhakeln im recht geschlossenen Zentrum brach die schwarze Infantierie am Königsflügel nach vorne, womit Schwarz sich weniger einen Raumvorteil als eine überdehnte Armee einhandelte, die Peter sich zunächst zunutze machte und sich günstig fürs Turmendspiel aufstellte. Schwarz hatte trotz Minusbauern Remischancen, die er durch passives Spiel bereits schwinden gesehen hatte, als er schließlich noch in ein verlorenes Bauernendspiel abwickelte. Führung für Leimen!

Am dritten Brett verließ David Gauthier mit ungläubigem Kopfschütteln sein Brett. Es hatte gut - zu gut - ausgesehen, als nach verteilter Eröffnungsphase die Schwarzspielerin etwas übereifrig einen Bauern ins Geschäft gesteckt hatte, um dann durch den Vorstoß ihres f-Bauern für taktische Verwicklungen zu sorgen, die allerdings durch die geschwächten weißen Felder Weiß im Vorteil sah. Schwarz musste schon eine Qualität geben, um überhaupt ins Endspiel zu überleben. Das zusammenwirkende weiße Getürm hatte alsbald den schwarzen Läufer an den eigenen Turm gefesselt, und nebenher den den schwarzen Monarchen am Brettrande in die Enge gedrückt. Dem Erstickungstod nahe fand die Schwarze eine wundersame Rettung: Als Weiß endlich den gefesselten Läufer festgenommen hatte, gab sie mit dem letzten möglichen Bauernzug ein vermeintliches Racheschach und nach Zurückweichen des arglosen blonden Regenten sah er sich einem Dauerschach durch den schwarzen Turm ausgesetzt, der entlang der zweiten Reihe spazierte und wegen Patts nicht genommen werden konnte. Remis. Schade zwar, aber doch ein ingeniöses und ästhetisches Ende.

An Brett 4 entstand eine königsindische Struktur mit verstelltem Zentrum, in der Matthias Schoder als Nachziehender die Leimener Farben vertrat. Und wie es in solchen Stellungen ist: Mag der Weiße seinen Raumvorteil am Damenflügel haben, in der anderen Bretthälfte übernimmt doch die dunkle Armee die Führung. Selbst nach dem Damentausch drückte unser Kämpe auf dieser Seite und als der Weiße nicht adäquat eigene Aktivität entwickelt hatte, entstand ein Turmendspiel, in dem der vorgerückte schwarze Feldherr seinen Turm unterstützte und den Sieg verbürgte!

Am Brett 6 saß Franz Müller und gebot über die schwarze Streitmacht. In annähernd symmetrischer Bauernstruktur versprachen heterogene Rochaden Spannung, doch die offene Natur der Stellung hatte zur Folge, dass jedes Scharmützel sich binnen weniger Züge wieder legte, sodass ein ausgeglichenes Doppelturmendspiel das natürliche Resultat dieses Spiels war. Als noch ein weiteres Turmpaar vom Brett verschwand, gab es am Remis eigentlich nichts mehr zu deuteln. Allein, der Weiße gab, ob aus Stellungsüberschätzung oder Unaufmerksamkeit, zwei seiner Bauern für einen Freibauern, doch mochte der weiße Freibauer auch den Marstallstab im Tornister griffbereit gehabt haben, während die schwarzen Bauern noch den Feldstecher bemühen mussten, um an den Horizont zu blicken: Ein einzelner Freibauer lässt sich von hinten aufhalten, zwei verbundene Freibauern sind unwiderstehlich. Auch hier bewies sich diese Einsicht einmal mehr und so blieb der Schwarze Sieger.

Am siebenten Brett verlängerte Fiodor Vakuliuk seine Siegesserie: Früh hieß er seine weißen Fußsoldaten raumgreifenden Schrittes wider die schwarze Verteidigungslinie marschieren. Eingeschüchtert verblieb der Nachziehende auf seinen drei Reihen und begnügte sich, die weiße Armee nicht eindringen zu lassen. Diesen Unterschied an Aktivität nutzte unser Mann, sich die schwarze Bauernstellung zurechtzulegen, einen Infanteristen erfolgreich in die Mangel zu nehmen und da dieser Vorteil nicht zu Lasten der anderen Vorzüge ging, war der souveräne Sieg nur noch Formsache.

Als letztes war noch Spitzenbrett Peter Hildenbrand beschäftigt. Mit den weißen Steinen kam er mit etwas Raum- und Aktivitätsvorteil aus der Eröffnung und suchte diesen durch scharfes Vorgehen zu vergrößern und zwang Schwarz geradezu zu einem Figurenopfer für mehrere weiße Bäuerlein. Die Königinnen wichen dem Gemetzel und als sich der Staub verzogen hatte, ergab sich eine verwickelte Position. Drei Bauern, darunter ein zentrales Freibauernpaar, kompensierten den Schwarzen für das Figurenminus. Doch in einer veritablen Seeschlange - die letzten Minuten der zusätzlichen Stunden mussten in Anspruch genommen werden - bewies Peter den längeren Atem. Er schaffte es, seinen überzähligen Springer in die schwarze Stellung zu bohren, die schwarze Aktivität einzudämmen und unterwarf die so paralysierte schwarzen Kräfte. 6,5:1,5. Klasse!